Gemeindekulturzentrum Ischgl
/Staatspreis Architektur Österreich 2014
/Anerkennung des Landes Tirol für neues Bauen 2014
/Bauherrenpreis Zentralvereinigung der Architekten 2014
/Mies van der Rohe Award 2015 – Nominierung Vertreter Österreichs
Ischgl ist eine der wichtigsten Tourismusdestinationen in Österreich, der Ort hat 1.600 Einwohner und über 11.000 Gästebetten. In der Saison, die fast ein halbes Jahr dauert, wird das Ortsbild von Schifahrern in Partylaune dominiert. Dennoch ist Ischgl im sozialen Sinne ein Paznauner Dorf mit einem sehr lebendigen Vereinsleben (40 Vereine!), vielleicht auch eine Reaktion auf den übermächtigen Tourismus. Die Blasmusik mit 100 aktiven Mitgliedern ist im Verhältnis zur Einwohnerzahl sogar die relativ größte in Tirol; die Menschen rücken zusammen, und es werden Orte wichtig, die eben nicht dem Tourismus und dem Broterwerb dienen.
Das Gebäude ist in den Hang hinein gebaut, an seinem Fuß bettet sich der Dorfplatz mit Musikpavillon; Sitzstufen leiten über zu einem Weg über das begrünte Dach. Der wichtigste Raum ist der Musikproberaum, eine Holzschachtel, von der noch eine Ecke aus dem Anger herausragt. Die Holzkonstruktion ist sichtbar, die Füllungen sind leicht aufgeklappt. Sie lassen Licht eindringen und sind ein Grund für die gute Akustik. Der Aufenthaltsbereich („Stube“) wird von den Vereinen gemeinsam genutzt. Er verfügt über eine einfache gastronomische Ausstattung aber ohne Konsumzwang eines Gastronomiebetriebs. Das Foyer kann zum Platz hin geöffnet werden, eine witterungsgeschützte Theke kann für Veranstaltungen am Dorfplatz genutz werden.
Unter dem Bauplatz verläuft der Dorftunnel, der die Gäste zu Fuß (also eigentlich per Förderband …) von den Hotels zu den Schiliften bringt. Ein bereits bestehender Liftschacht war in das Projekt zu integrieren, das Zugangshäuschen zu diesem Lift sitzt jetzt wie ein Findling auf dem neuen Gelände.
Teil des Projekts war auch die Sanierung des „alten Widums“, der unterirdisch mit dem Kulturzentrum verbunden ist. Er steht unter Denkmalschutz und wurde mit einem angebauten Treppenturm behindertengerecht erschlossen. Der Widum wird für Chorproben genutzt, die Stuben dienen als Proberäume, als Bibliothek und als Arbeitsplatz für den Dorfarchivar.